Schecter Guitars führen ein seltsames Dasein: Sie sind beliebt, aber im Vergleich zu den Modellen anderer Anbieter relativ schwer zu bekommen. Schecter hat einen geringen Bekanntheitsgrad, aber wer zu den Besitzern einer Schecter zählt, würde - sollte es jemals notwendig sein - ohne zu zögern für das Unternehmen Blut spenden.
Ein deutsches Sprichwort sagt, willst du gelten, mach dich selten. Dies scheint auch die Philosophie der Marketing-Abteilung im Hause Schecter zu sein, denn als interessierter Musiker ist es gar nicht so einfach, mal eben eine Schecter Gitarre zu kaufen. Das liegt weniger an den Preisen, sondern am quasi nicht vorhandenen Händlernetz.
In einigen Großstädten finden sich zwar vereinzelt Fachgeschäfte, die Modelle von Schecter anbieten, wer aber die volle Auswahl möchte, muss sich auf den Weg nach Hannover begeben. Dort eröffnete Schecter im Jahr 2006 seinen ersten Showroom in Europa.
Abgesehen von dieser seltsam anmutenden Vertriebspraxis erfreuen sich die Gitarren aus dem kalifornischen Burbank großer Beliebtheit.
Und weil das auch so bleiben soll, füttert die hauseigene Werbeabteilung die Zielgruppe stilsicher mit Slogans wie "Das ultimativ Böse hält Einzug" und fragt auch schon mal "Wie sieht Blut bei Vollmond aus?" - manchmal genügt auch nur ein fett auf den Prospekt gedrucktes "Hölle!" und schnell verwandelt sich eine E-Gitarre in eine "heiße Metalaxt". Spätestens jetzt sollte sich die Frage nach dem Sound einer Schecter Gitarre erübrigen...
So ist es also keine Überraschung, dass Schecter Guitars vor allem im Metal und Hardrock zu Hause sind, sie werden aber auch erfolgreich im Jazz und Blues eingesetzt. Im Grunde ein Widerspruch, doch tatsächlich kann eine Schecter Gitarre sowohl Metall- als auch Bluesgitarristen bestens bedienen, denn eine Schecter kann weinen, schreien, klagen, stampfen, dröhnen und antreiben.
Sie kann es sauber und hell, aber ebenso kann sie schmutzig und dunkel klingen. Sie kann die unerträgliche Hitze eines Juliabends in Alabama und Louisiana genauso wiedergeben wie die Eiseskälte eines Suicide Silence-Songs. Werksseitig bringt sie druckvolle Mitten und holt die Bässe aus dem zweiten Untergeschoss.
Letztlich aber hängt das, was eine Schecter Gitarre von ihrer Seele preisgibt, nur von dem ab, der sie spielt. Und wenn das Robert Smith von The Cure ist, dann klingt sie eben wie "Boys Don't Cry". Bekommt sie aber ein Gary Holt (Exodus), ein Jerry Horton (Papa Roach) oder ein Managarm (Varg) in die Hände, dann aber Hallelujah!
Bei Schecter ist man sehr auf den guten Ton bedacht. Entsprechend wird in den Gitarren Markenqualität verbaut. Zum Beispiel Pickups aus der hauseigenen Entwicklung oder von Seymour Duncan, denn die bringen den gewünscht hohen Output. Oder das Floyd Rose-Vibrato für die klanglich tiefenreine Dive-Bomb.
Die verarbeiteten Hölzer sind zumeist Linde, Ahorn, Mahagoni – je nach Modell, und so verhält es sich dann auch mit den Preisen. Je nach Ausstattung können Schecter Guitars zwischen 249 Euro (Schecter Devil Satin Black) und 1.990 Euro (Schecter CET-H Quilted Maple Blonde MP HH) kosten.
1976 eröffnete David Schecter in Van Nuys (Kalifornien) ein kleines Geschäft und reparierte die Gitarren seiner Kundschaft. Dies erledigte er in einer so herausragenden Qualität - unter anderem ersetzte er verschiedene Einzelteile mit solchen aus seiner eigenen Fertigung - dass nach kurzer Zeit bereits Unternehmen wie Gibson und Fender bei Schecter die begehrten Bauteile orderten, um sie in ihren Gitarren zu verbauen.
Quasi nebenbei versuchte sich David Schecter an der Entwicklung einer eigenen Gitarre. Heraus kam eine Art "Superstrat", die Mark Knopfler derart überzeugte, dass er mit ihr 1980 das gesamte Album "Making Movies" einspielte. Der Longplayer verhalf den Dire Straits damals zum endgültigen Durchbruch und so auch den Gitarren der Schecter Guitar Research, wie das Unternehmen offiziell heißt.
"Wie sieht Blut bei Vollmond aus?", heißt es in einer Schecter-Werbung. Keine Ahnung. Aber angesichts der knappen Bezugsressourcen mutet es fast wie ein Privileg an, eine Schecter Gitarre spielen und im besten Fall mit nach Hause nehmen zu dürfen. Dafür bräuchte es keine Reklame. Eine Schecter wirbt für sich selbst.
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