Sigma Gitarren - erinnern Sie sich? Da war doch was. Richtig! Die ehemalige Günstigsparte des Hauses Martin Guitars verkaufte sich von 1970 bis ins Jahr 2002 ganz ordentlich und hatte unter den Gitarristen rund um den Globus einen richtig guten Ruf. Dann stellte Martin diese Linie ein und es wurde still um Sigma.
Seit 2011 sind die Gitarren wieder verfügbar. AMI, ein in München ansässiger Instrumentenvertrieb, erwarb den immer noch guten Markennamen, gewann den alten Produzenten zurück und beliefert seit dem wieder jene, die eine gute Akustikgitarre im mittleren Preissegment kaufen möchten.
Ursprünglich ließ Martin zunächst in Japan produzieren – klanglich gab es damals an den Kopien der erfolgreichen Martin-Modelle nichts auszusetzen. Doch dann wurde die Produktion nach Korea und später nach Taiwan verlegt. Über die Gründe für das Aus der Marke Sigma darf trefflich spekuliert werden...
Der neue Rechteinhaber besann sich auf die früheren Erfolgsfaktoren und lässt wieder beim ursprünglichen Hersteller – inzwischen in China - nach strengen Qualitätsvorgaben fertigen.
Was den früheren Sigma-Kunden erfreute, nämlich eine hervorragende Martin-Kopie zum erschwinglichen Preis erwerben zu können, dürfte die nächste Generation von Kunden ebenfalls glücklich machen.
Zwar heißt es, nichts sei besser als das Original, aber wer eine nahezu gleichwertige Gitarre kaufen möchte und auf das Martin-Logo am Gitarrenhals verzichten kann, dafür aber im Gegenzug einige hundert Euro spart, wird sich ganz bestimmt nicht beklagen.
Jetzt aber zum Kern dieses Artikels: Wer um die Geschichte der Gitarren unter dem Label Sigma weiß, erwartet beim Kauf Martin-Qualität und den typischen Martin-Sound. Zwei Beispiele sollen stellvertretend für die Palette der Sigma Akustikgitarren stehen.
Zum einen die Sigma 000R-28V, ein Pendant der Martin Signature-000-28EC. Das Sigma-Modell klingt kraftvoll, authentisch und kommt dem Original sehr nahe, wobei es Berichte von Usern gibt, die sogar meinten, ein Unterschied zur Martin sei nicht zu hören. Das mag am verwendeten Material liegen – für den Hals Mahagoni und den Korpus indischen Palisander im Zusammenspiel mit den Grovermechaniken - und ganz sicher auch an der wirklich sehr guten Verarbeitung. Die Sigma kostet unter 500 Euro, die Martin liegt bei über 3.200 Euro.
Zum anderen die Sigma DM18 aus der Standard Serie, eine Kopie der Martin D18. Und auch diese Sigma kommt ganz nahe an den Martin-Klang heran. Sie entwickelt in den Tiefen den meisten Druck, was beim Antesten Assoziationen zu „Body And Soul“, einem Klassiker der Sisters Of Mercy, weckte. Auch hier stimmen Qualität und Verarbeitung, zudem verfügt sie über eine ähnlich gute Bespielbarkeit wie das Original. Und bei all dem ist immer im Hinterkopf zu behalten: Die Sigma liegt preislich bei rund 500 Euro, die Martin kostet zwischen 2.600 und 3.000 Euro.
Klanglich knüpfen die neuen Sigmas also nahtlos an den guten Sound ihrer Vorgänger aus den 1970er Jahren an, die schließlich den Grundstein legten für den – Achtung, Wortspiel! - guten Klang dieser Gitarren. Hier ist AMI respektive Sigma ein Lob auszusprechen, denn die seit 2011 auf dem Markt befindlichen Klampfen sind eben nicht an Nostalgiker adressiert, die den bunten 70ern nachtrauern, sondern wirklich gute Sigmas, die den Markt bereichern.
Sigma verbaut überwiegend Mahagoni, Palisander sowie Sitka Fichte und setzt in der Mehrzahl auf Grovermechaniken. Die Verarbeitung ist gut. Traten bei einigen Modellen – gerade in der Einführungszeit um 2011 und 2012 - Mängel auf, wurde den Kunden unproblematisch vom Sigma-Support geholfen. Hergestellt werden die Gitarren in China.
Aktuell werden zwölf verschiedene Serien mit 103 Modellen angeboten. Die Preise bewegen sich zwischen 295 Euro, einer TM-12, und 1.990 Euro für eine SOMR-45V, von denen nur 48 Stück hergestellt wurden. Die Mehrheit der zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels angebotenen Gitarren aus dem Hause Sigma liegen bei ca. 300 bis 500 Euro.
Die neuen Sigmas müssen sich an denen aus den 1970er Jahren messen lassen. Denn in jenem Jahrzehnt erarbeiteten sich diese Gitarren ihren guten Ruf aufgrund des nahezu identischen Martin-Sounds und der guten Qualität auch und gerade hinsichtlich der günstigen Preise.
Der AMI Musical Instruments GmbH, so der vollständige Name des neuen Labelinhabers, ist es gelungen, an die alten Werte anzuknüpfen und hat eine neue Generation Sigma auf den Markt gebracht, die ihren damals noch in Japan hergestellten Vorgängern in nichts nachstehen. Zudem soll der gute Kundenservice / Support für den Fall der Fälle nicht unerwähnt bleiben, auch hier setzt Sigma die richtigen Zeichen. Insgesamt betrachtet gibt die Entwicklung seit dem erneuten Markteintritt Anlass zu hoffnungsvollen Prognosen. Sigma scheint auf einem guten Weg zu sein.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Gitarren von Sigma sind keine echten Martins zum Billigpreis. Die Sigmas kommen ganz nahe an das Original, müssen sich in Sachen Verarbeitung und Sound nicht verstecken, aber eine Martin sind sie trotzdem nicht. Wer mit dieser kleinen, aber wichtigen Einschränkung leben kann und eine wirklich gute Gitarre im mittleren Preissegment aus dem Hause Sigma kauft, wird in seinen Erwartungen ganz sicher nicht enttäuscht.
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